Aktuelle Situation der Senderstörche

Sämis Schicksal, der 3 Monate lang tot geglaubt war und seit Mitte November wieder regelmäßig Daten aus dem Senegal liefert, macht deutlich, dass so mancher vermeintliche Ausfall eines Senderstorchs in Wirklichkeit nur ein Senderausfall ist.

Wir haben deshalb die Daten aller Senderstörche nochmal gründlich unter die Lupe genommen und dabei nicht nur die in den Karten wiedergegebenen Koordinaten berücksichtigt, sondern alle verfügbaren Satellitendaten einschließlich der Doppler-Koordinaten.

Die Situation stellt sich danach wie folgt dar:

5-6 Vögel sind tödlich verunglückt: Das Schicksal von Amelios, Düschess und Sünni ist bekannt, die drei Vögel wurden tot oder verletzt gefunden. Bei Bruno und Dani weisen die Daten darauf hin, dass diese tödlich verunglückt sind: Unvermittelter Ausfall des Senders, über Tage hinweg weitere Koordinaten vom exakt gleichen Standort, Hinweise aus Sensordaten usw.. Manuela ist wahrscheinlich ebenfalls tödlich verunglückt: Ihr Sender fiel bei voll geladenem Akku (3,92 V) unvermittelt aus, nach mehr als 100 km Flug am 26.8. zwischen 11 und 14 Uhr. Aber bei ihr lässt sich nicht ausschließen, dass evtl. nur der Sender ausgefallen ist.

Es gibt auch eine positive Nachricht: Die 5 anderen Störche (Sämi, Yumna, Amelios II, Toni und Elvis) sind mit Sicherheit bzw. sehr wahrscheinlich noch am Leben, auch wenn es auf den ersten Blick bei manchen so aussieht, als würden sie sich nicht mehr bewegen: Sämi zieht im Senegal umher und liefert wieder zuverlässig Daten. Yumna ist auf der Deponie Dos Hermanas und hält sich jeweils am Tag und in der Nacht in Gebieten auf, die ca. 500 m entfernt voneinander sind. Ähnlich sieht es bei Amelios II aus: Er nutzt auf der Deponie von Cordoba jeweils getrennte Fress- und Schlafplätze, die mehrere hundert Meter auseinander liegen. Toni, der bis 4.10. regelmäßig in Llerida festgestellt wurde und danach nicht mehr sendete, lieferte am 18. Dezember plötzlich wieder eine gute GPS-Koordinate aus einem Gebiet ca. 15 km westlich von Llerida. Ein Koordinatenfehler kann ausgeschlossen werden, da 2 Dopplerkoordinaten in unmittelbarer Nähe liegen. Auch Toni ist also wahrscheinlich noch am Leben. Elvis (bei der Deponie Almagro nahe Ciudad Real) lieferte zwar am 11.12. die letzte Koordinate. Es schien außerdem, dass diese nur knapp neben den Koordinaten der Vortage lag, so dass anzunehmen war, er sei verunglückt. Die erneute Analyse hat aber nun gezeigt, dass auch hier jeweils „Schlafplatz“-Koordinaten existierten, die mehrere hundert Meter entfernt waren. Wir gehen deshalb jetzt davon aus, dass auch Elvis wahrscheinlich noch lebt.

Es stellt sich die Frage: Warum fallen so viele Sender aus oder senden nur noch unregelmäßig? Die Antwort erhalten wir von den Sensordaten. Die Senderspannung bei allen noch lebenden Vögeln liegt bei gerade mal etwa 3,2 V. Knapp darunter schalten die Sender ab und benötigen Sonne, um wieder aufgeladen zu werden. Vermutlich ist es einfach zu dunkel, um die Solarzellen mit ausreichend Licht für eine optimale Batteriespannung zu versorgen.

Wir hoffen, dass sich im Frühjahr (mit längeren Tagen) diese Situation wieder deutlich bessert und dass dann alle überlebenden Vögel wieder regelmäßiger Daten liefern. Trotzdem lässt sich natürlich nicht ausschließen, dass die empfindliche Technik in Einzelfällen völlig versagt.

Eine neue Erkenntnis liefert uns die aktuelle Situation auch: Jetzt, mitten im Winter, sind unsere in Spanien überwinternden Vögel „faul“, zwischen Nahrungsgebiet (meist auf der Müllkippe) und Schlafplatz liegen meist nur wenige hundert Meter. Gleiches haben wir auch mit Hilfe der ersten Datenlogger erfahren, die wir auf 2 Störchen in Malpartida de Caceres angebracht haben.

weihnacht

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