Schon lange fragen wir uns, warum die schweizerischen Weissstörche die grosse Deponie bei Madrid nicht aufsuchen. Von 55 Störchen, die seit dem Jahr 2000 in der Schweiz besendert wurden, hielt sich kein einziger jemals dort auf. Sie besuchten dagegen regelmässig die Deponien bei Lerida, Almagro, Cordoba, Sevilla (Dos Hermanas), Medina Sidonia und Algeciras (Los Barrios), die alle etwa auf einer diagonal durch Spanien verlaufenden Linie zwischen dem Ostrand der Pyrenäen und der Südspitze der Iberischen Halbinsel liegen.
Dass auf der Deponie von Madrid jedoch zahlreiche Weissstörche aus anderen Ländern Westeuropas überwintern, wissen wir unter andem von den Ringablesungen, die von den deutschen Vogelkundlern Gerd Dahms und Helmut Eggers vorgenommen wurden. Das bewog uns, einen Blick über den Tellerrand zu wagen und nachzuschauen, wo sich andere besenderte, in Spanien überwinternde Weissstörche aufhalten. Der NABU zum Beispiel hat zahlreiche Störche in Norddeutschland mit Sendern versehen (>> zur Website). Die meisten zogen über die Ostroute, 4 Vögel jedoch wählten (teils mehrfach seit 2009) die Westroute. Sie umflogen die Pyrenäen meist im Westen und hielten sich allesamt häufig in den Deponien von Madrid und Toledo auf. Auffällig dabei ist, dass die Zugrouten und besuchten Deponien der norddeutschen und schweizerischen Störche streckenweise nur wenig mehr als 50 km auseinander lagen, die Vögel sich aber nie „vermischten“
Sicher spielt die Topographie (Gebirge, Flusstäler usw.) bei der Wahl der unterschiedlichen „Überwinterungsgebiete“ eine Rolle. Aber es stellt sich die Frage, ob das wirklich ausreicht, um solch eine strikte Trennung zu erklären. Die Distanz von gerade mal 50-80 Kilometern könnte ein Storch in kürzester Zeit überwinden.
Wieder ein Aspekt, der verdeutlicht, dass es in Sachen Weissstorchzug noch viele offene Fragen gibt. Wir hoffen, dass unsere Untersuchungen in Spanien auch dazu Antworten liefern.