15. Februar 2011: Wütender Sturm und Dauerregen

Schon früh am Morgen weckt mich das Heulen des Sturms. Starker Regen prasselt unaufhörlich gegen die Wand meines Dachzelts. Ab und zu kracht es, als würde jemand mein Auto mit Steinen bewerfen. Wie ich später sehe, sind es vom Sturm abgerissene Äste, die auf dem Dach des VW-Bus gelandet sind. Ein gutes Gefühl habe ich bei dieser Sache nicht. Aber was soll ich tun? Einklappen kann ich das Dachzelt nicht, dann ist die Matratze für Tage ebenfalls nass. Ich bin optimistisch und denke, dass die Zeltleinwand und das Aufstelldach dem Wind und Regen gewachsen sind.

Um dem angekündigten Sturm möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, habe ich mein Auto mit der Rückseite nach Südwesten gestellt. Von dort kommt der Wind, und das Dachzelt ist hinten am Auto am niedrigsten. Sicher eine gute Idee. Aber dass selbst am flachen Fussende der Sturm den Regen durch das Zeltgewebe treibt, merke ich, als ich aus dem Schlafsack krieche. Im Fussbereich ist er klitschnass, und innen am Zelt steht das Wasser.Die regendichte Hülle habe ich noch nicht besorgt. Warum auch, ich wollte schliesslich nach Andalusien. Wer rechnet denn dort mit sowas?

Auch Stunden später hat sich der Sturm nicht beruhigt. Das ganze Auto bebt und schwankt, und von der Zeltwand tropft inzwischen das Wasser. Die Geräuschkulisse ist beängstigend. Wahrscheinlich hört sich das Toben der Elemente im Auto bedrohlicher an als es ist, aber beruhigen kann mich auch diese Vorstellung nicht. Mit meinem Tonbandgerät habe ich im Auto eine Aufnahme gemacht. Man hört das Prasseln des Regens an die Scheiben und das Heulen des Sturms:

Gegen Mittag endlich lässt der starke Wind nach, aber der Regen ist ausdauernder. Erst irgendwann am Nachmittag wird es ruhig, und kurzzeitig wagt sich sogar die Sonne hervor. Ich sitze am Schreibtisch und arbeite an meinem Videomaterial von der Deponie. So viele beeindruckende Bilder, da fällt es schwer, zu entscheiden, was man in ein erstes kurzes Video nimmt. Und so entscheide ich mich für ein einfaches Thema und schneide ein paar Aufnahmen von dem in einer Plastiktüte gefangenen Storch zusammen. Das Video „Gefangen in einer Plastiktüte – Ein Todeskandidat?“ steht fertig auf der Website und kann dort angeschaut werden. Schön ist es nicht, das Tier in seiner prekären Situation zu sehen, aber auf den Mülldeponien gehören verletzte oder verendete Vögel zum Alltag.

Jetzt, am Abend setzt der Wind wieder ein. Für morgen früh sind nochmals heftige Böen vorhergesagt. Den ganzen Tag über soll es regnen. Am Donnerstag jedoch kann ich auf trockenes Wetter hoffen und, wenn alles gut geht, die Deponie wieder besuchen. Jetzt koche ich erst mal was zum Essen, dann krieche ich heute mal früher in den Schlafsack. Das schont die Batterie für die Heizung, die ich wahrscheinlich morgen noch gründlich benötige.

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