Heute bin ich wieder auf der Deponie. Das Wetter ist nicht optimal, es weht ein starker, kalter Wind. Aber zumindest scheint die Sonne, und es bleibt weitgehend trocken. Auch diesmal wieder bin ich fasziniert von dem Treiben im Müll. Möwengeschrei, Storchengeklapper und ständige Bewegung. Richtig was los ist da oben, und entsprechend schwer fällt es, zu wissen, wo man zuerst hinschauen soll. Die Kamera klickt am laufenden Band, und heute Abend, bei der Durchsicht der Bilder, kann ich sogar mehrere Ringe ablesen. Aus Fotos, wie dem oben gezeigten, in dem der Ring am Bein des fliegenden Vogels gelesen wurde.
Das Chaos, das auf der Deponie herrscht, lässt sich kaum beschreiben. Die Vögel stehen offenbar unter Stress, wahrscheinlich aufgrund der hohen Dichte von Individuen auf engstem Raum. Aggressives Verhalten zwischen einzelnen Störchen lässt sich fast ständig beobachten. Nur, wenn ein LKW mit „frischem“ Müll ankommt, sind die Streitereien für kurze Zeit vergessen. Viele Störche sind verletzt, vor allem an den Beinen. Manchen hängt am Bein eine Plastiktüte, und einige stehen apatisch, wie krank, in der Gruppe. Einen Eindruck von der Szenerie vermittelt vielleicht die folgende Fotoauswahl:
Bei der Durchsicht der Fotos kann ich zahlreiche Störche mit Ringen erkennen. Bei 6 Vögeln ist es möglich, die Ringe abzulesen, wenn auch teilweise nicht mit völliger Sicherheit. Im folgenden sind die abgelesenen Ringe aufgelistet, danach zeigen Fotos die Ringe. Vielleicht können die Ablese-Experten unter den Lesern schon anhand der Ringtypen einiges zur Herkunft der Vögel sagen. Für entsprechende Anmerkungen in den Kommentaren zu diesem Beitrag wäre ich dankbar.
Abgelesene Ringe:
ELSA-Ring:
AE 606 (rechts oben).
Hohe, weisse Plastikringe:
A4HW (links oben).
C7SC (links oben).
863A oder 883A (rechts oben).
A4X3 (links oben).
Grüner Ring:
6I37 (links oben).
Bis um 17:30 Uhr halte ich mich auf der Deponie auf. Der starke Wind wirbelt Staub aus dem Müll, dem man nicht entgehen kann. Der unangenehme Geruch setzt sich in die Nase, und selbst im Mund meint man die Verwesung zu spüren. Mit einem kräftigen Schluck Rotwein zum Abendessen kann ich meine Geruchs- und Geschmackssinne wieder beruhigen.
Am Abend merke ich, dass unsere Internetseite, obwohl noch mit eher bescheidenen Zugriffszahlen, sich so entwickelt wie geplant. Immer mehr Leser äußern sich in Kommentaren, es entstehen Diskussionen, und ein Fundus von Informationen baut sich auf. Noch beteiligen sich nur deutschsprachige Leser an der Zusammenarbeit, da die spanisch- und französischsprachigen Seiten noch fehlen. Ein internationaler Ausbau des Projekt-Blogs wird eine Herausforderung für die Zukunft des Projekts sein.