Tatsächlich, beim Aufwachen heute früh scheint die Sonne. Nicht nur so ein bisschen, sondern kräftig von einem tiefblauen Himmel. So kann’s weitergehen, denke ich, erst noch ein paar Korrekturen an der Website vornehmen und ein paar eMails tippen, dann geht’s raus nach Medina Sidonia, um Filmaufnahmen zu machen.
Aber drei Stunden später ist Schluss mit der Herrlichkeit. Urplötzlich ziehen dunkle Wolken auf, und begleitet von heftigen Böen beginnt starker Regen. Da hatte der Wetterbericht wohl doch Recht: Vorhergesagt für die Region Andalusien ist auch für morgen viel Regen, danach bei sinkenden (!) Temperaturen und kräftigem Wind ein Mix aus Wolken und Sonne. Also nichts Neues im Süden, Die Film- und Fotokameras werden auch weiterhin erstmal nur bescheidene Ergebnisse produzieren. Heute war der Regen am Nachmittag so stark, dass es im Tagebuch leider überhaupt keine Fotos gibt.
Am Nachmittag treffe ich wieder Daniel Schedler, der auf einem Campingplatz nur etwa 8 km entfernt den letzten Teil seiner Ferien verbringt. Thema unserer Gespräche sind auch diesmal natürlich die Deponien. Bezüglich Dos Hermanas schlägt Daniel vor, dass ich zuerst Carmen Dominguez Pedrera kontaktiere. Sie ist „zuständig“ für die Störche im wunderschönen Storchendorf Malpartida de Caceres in der Extremadura und hat auch bereits an mehreren Storchendorf-Treffen von „Storch Schweiz“ teilgenommen. Sie kennt sich aus in der spanischen „Storchenszene“, und vielleicht kann sie uns ja direkt einen geeigneten Ansprechpartner nennen. Morgen werde ich Daniel wieder treffen, wir fahren dann – falls das Wetter nicht gar zu schlimm ist – gemeinsam zur Deponie Medina Sidonia.
Am Abend erhalte ich, völlig überraschend und eigentlich auch aus ganz anderem Grund – einen Anruf von Helmut Eggers aus Lübtheen in Deutschland. Zusammen mit Gerd Dahms aus Stade hat er in den letzten Jahren viele „Urlaube“ auf den Mülldeponien in Südspanien verbracht. Urlaub auf der Deponie? Als Pauschalreise kann man das bisher zwar nicht buchen, aber manch einer nimmt für die Störche tatsächlich so etwas freiwillig in Kauf. Die beiden engagierten Hobby-Ornithologen haben auf den Deponien Tausende Ringe abgelesen, mehr, als irgendjemand anders jemals zuvor. Dementsprechend gut kennen Helmut und Gerd die Deponien. Die Adressen wichtiger Ansprechpartner für Betretungsgenehmigungen schickt mir Helmut schon wenige Minuten nach unserem Telefonat per eMail zu. Eine Zusammenarbeit im Rahmen unseres Projekts, vor allem hinsichtlich der Auswertung ihrer Ringablesungen, war mit den Beiden ohnehin bereits abgesprochen. Ich denke aber, dass Helmut und Gerd auch grundsätzlich Vieles zum Projekt werden beitragen können.
Es geht also voran, auch wenn das Wetter der Feldarbeit erst mal Grenzen setzt. Unser größtes Problem bisher ist: Der Rückzug der Störche in die westeuropäischen Brutgebiete wird bald beginnen – ob nun die Sonne scheint, oder ob es regnet wie gerade jetzt.