Was haben die Schweiz und die Deponie bei Medina Sidonia gemeinsam? Das neue Video gibt die Antwort. Ausserdem schildert Daniel Schedler darin seine Eindrücke vom Umgang mit Müll in Spanien. Das Video öffnet sich bei Mausklick auf das untenstehende Foto.
Video „Deponie Miramundo, Daniel Schedler“
Auch heute ergibt sich leider wieder nichts Neues bezüglich unserer Genehmigung, die Deponie zu betreten. Keine Nachricht, weder Zu- noch Absage. Es sieht ganz danach aus, als wolle man sich partout nicht mit uns auseinandersetzen. Aber ist ein solches Verhalten clever? Verstecken kann man ohnehin nicht, was auf einer so grossen Anlage geschieht. Vielleicht lohnt es ja, einen oder 2 Tage lang zu protokollieren, wo die LKWs ihren Müll abladen, und mit diesen Daten eine Anfrage an die EU-Kommission zu richten.
Als ich heute auf der Deponie ankomme, habe ich den Eindruck, alle Weissstörche seien bereits abgezogen. Während des ganzen Nachmittags sind kaum fliegende Störche zu sehen. Lediglich die Möwen lärmen über der Halde, und einige Gänsegeier segeln in der Thermik. Gestern war gutes Zugwetter. Habe ich da wirklich den grossen Abzug verpasst?
So ganz kann ich das nicht glauben, und so warte ich bis zum Abend. Dabei stelle ich fest: Der Wind hat gedreht und weht nun aus Südost. Also genau von der Deponie zu meinem Beobachtungsort. Süßlicher Gestank kriecht mir in die Nase, der Duft von vergammelnden Essensresten oder verwesenden Tierkadavern. Jedenfalls riecht es nicht so, als sei nur noch wenig organisches Material auf der Kippe.
Etwa um 18:30 Uhr fliegen 22 Störche in einer Senke nahe der Deponie auf. Sie haben dort wohl gerastet und machen sich auf den Weg zum Schlafplatz. In den 10 Minuten danach kommen auch aus der Deponie einzelne Störche, mal 2, dann 5, aber nicht die gewohnt grossen Gruppen. Bis jetzt sieht es aus, als käme die Betretungsgenehmigung ohnehin zu spät. Aber dann, kurz vor 19 Uhr, starten auf der Deponie kurz hintereinander mehrere grosse Trupps. Auf dem Weg zum Schlafplatz kann ich sie zählen. Genau 997 Vögel sind es, einschliesslich der wenigen, die schon vorher gestartet sind.
Bis zur Dunkelheit geschieht dann nichts mehr. Knapp tausend Störche, das ist nur die Hälfte der Zahl, die wir vor einigen Tagen beobachtet haben. Der Heimzug geht jetzt offenbar schnell vonstatten. Auch erreichen mich aus Deutschland und der Schweiz zunehmend Nachrichten über die Rückkehr westziehender Störche. In wenigen Tagen wird das Gros sicherlich von den Deponien verschwunden sein.
Als ich spät am Abend wieder auf dem Campingplatz in Conil de la Frontera ankomme, habe ich einen Bärenhunger und riesigen Durst. Irgendwie muss ich den Müllgestank aus der Nase bekommen. Ich koche ein deftiges Essen (Batatas con Chorizo, abgewandelt nach einem Rezept von Daniels Frau Manu), das zusammen mit einem guten Schluck Rioja meine Geruchsnerven wieder versöhnt. Und dann ist es Zeit für den Schlafsack. Der Tagebucheintrag kommt deshalb diesmal etwas verspätet.